Im Universum gibt es im Prinzip alle Farben, die durch Licht entstehen können — aber sie treten in sehr unterschiedlichen Formen und Häufigkeiten auf. Schauen wir uns das etwas genauer an:

1. Das sichtbare Licht

Das für den Menschen sichtbare Spektrum reicht von violett (etwa 380 nm) bis rot (etwa 750 nm) Wellenlänge. Sterne, Nebel und Galaxien leuchten in diesen Farben – aber je nach Temperatur, Zusammensetzung und Bewegung unterscheiden sie sich:

  • Blaue Sterne (z. B. Rigel): extrem heiss (über 10.000 K)
  • Weisse Sterne (z. B. Sonne): etwa 5.800 K
  • Rote Sterne (z. B. Betelgeuse): kühlere Riesen (3.000 K)

Diese Farben sind nicht durch Pigmente, sondern durch die Temperatur und Strahlungsverteilung des Sternenlichts bestimmt.

2. Gas- und Staubnebel

Nebel im All leuchten durch ionisiertes Gas. Typische Farben:

  • Rot: H-Alpha-Emission von Wasserstoff
  • Grün: doppelt ionisierter Sauerstoff (O III)
  • Blau: Reflexion von Sternenlicht an Staub

Viele der beeindruckenden Hubble-Bilder kombinieren solche Emissionen zu „falschen Farben“, um chemische Unterschiede sichtbar zu machen. Unten findest du Informationen zur Hubble Farbpalette.

3. Infrarot, Ultraviolett und mehr

Es gibt auch Licht jenseits des Sichtbaren:

  • Infrarot: Wärmestrahlung von kühlem Staub und jungen Sternen
  • Ultraviolett: energiereiche Strahlung von heissen Sternen
  • Röntgen- und Gammastrahlung: aus extremen Objekten wie Neutronensternen oder Schwarzen Löchern

Diese Bereiche „sehen“ wir nur mit speziellen Teleskopen, aber sie sind physikalisch genauso „Farben“ – nur ausserhalb unseres Augenspektrums.

4. Die „Farbe des Universums“

Astronomen haben tatsächlich einmal das mittlere Licht aller Galaxien gemessen – also sozusagen die „durchschnittliche Farbe des Kosmos“.
Ergebnis: ein beigefarbener Ton, den sie scherzhaft „Cosmic Latte“ nannten ☕️ – eine Art helles, cremefarbenes Weiss.

Im Universum gibt es:

  • Alle sichtbaren Farben, abhängig von Sternen, Gasen und Staub
  • Unsichtbare „Farben“ (Infrarot, UV, Röntgen, etc.)
  • Und als Gesamteindruck: ein zartes, beiges Licht – das „Cosmic Latte“

Spektakuläre Bilder dank der Hubble Farbpalette

Vergleiche der Farbpaletten True Color und Hubble Palette. (Annäherung)
Vergeleiche unterschiedlicher Farbpaletten. (Visualisierung)

Die Hubble-Farbpalette (auch SHO-Palette genannt) ist eine ganz besondere Methode, um astronomische Bilder zu färben – und sie hat nichts mit „natürlichen“ Farben zu tun, sondern mit physikalisch-emittiertem Licht von Gasen.

1. Das Grundprinzip: Licht in engen Wellenlängen

Wenn man mit einem Weltraumteleskop wie Hubble fotografiert, nimmt man nicht einfach ein „buntes“ Foto auf.
Stattdessen nutzt man spezielle Filter, die nur ganz bestimmte, enge Wellenlängenbereiche durchlassen – meistens dort, wo bestimmte chemische Elemente Licht abstrahlen.

Typische Emissionslinien sind:

  • Hα (Wasserstoff-Alpha) → bei 656,3 nm (rot)
  • [S II] (Schwefel-II) → bei 672,4 nm (ebenfalls rot)
  • [O III] (Sauerstoff-III) → bei 500,7 nm (grün-blau)

Diese Linien stammen aus ionisierten Gasen in Nebeln, die durch nahe Sterne zum Leuchten angeregt werden.

2. Die „SHO“-Zuweisung: Schwefel, Wasserstoff, Sauerstoff

Die Hubble-Farbpalette ordnet diese drei Linien bestimmten RGB-Farben zu:

ElementEmissionslinieZugewiesene Farbe
[S II]672 nmRot (R)
656 nmGrün (G)
[O III]501 nmBlau (B)

Diese Kürzel ergeben:
S = Rot, H = Grün, O = Blau → SHO-Palette

3. Warum das „falschfarbig“ ist

In der Realität würden alle drei Linien im roten bis grünlichen Bereich liegen.
Damit man sie aber visuell unterscheiden kann, werden sie künstlich auf RGB-Farben verteilt.
So sieht man sofort, wo welche chemischen Elemente dominieren:

  • Blaue Bereiche → Sauerstoffreiche Zonen
  • Grüne Bereiche → Wasserstoffreiche Zonen
  • Rote Bereiche → Schwefelreiche Zonen

Das Bild wirkt dadurch oft dramatisch bunt und kontrastreich, aber es ist wissenschaftlich kodiert, nicht „natürlich“.

4. Der Nutzen

Die SHO-Palette ist nicht nur schön, sondern auch informativ:

  • Sie zeigt chemische Zusammensetzung von Nebeln
  • Hilft, Temperatur- und Dichteunterschiede zu erkennen
  • Wird oft in wissenschaftlichen Analysen und populären Bildern (z. B. Pillars of Creation) verwendet

5. Alternative Paletten

Es gibt auch andere „Falschfarben“-Schemata:

  • HOO-Palette (Hα → Rot, OIII → Grün/Blau) → wirkt natürlicher
  • RGB-natural → versucht, die echten Sternfarben zu rekonstruieren

Aber die Hubble-SHO-Palette bleibt die ikonischste — sie hat den Look, den man oft mit „Weltraumkunst“ verbindet. Die Hubble Palette trifft quasi den Geschmacksinn der Menschen am Besten, weil wir diese Bilder einfach “schön” empfinden. Für Wissenschaftler steckt natürlich viel mehr hinter den Farben.

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