Der Pixelwahnsinn
Heute hat jeder ein Handy. Die unglaublichen Qualitätsschritte werden werberisch in lauten Tönen verkündet. Gerade die Kamerafunktion der Handys wird immer wieder in höchsten Tönen gelobt. Und trotzdem haben die Fotos meistens sehr wenig mit Fotografie zu tun. Die Qualität ist – man muss es sagen – lausig. Das gilt auch bei den teuersten Modellen. Aber auf der anderen Seite haben auch die Qualitätsansprüche bei den Betrachtern abgenommen. Aber warum sind Handys auch heute noch dermassen schlecht was Farbechtheit, Schärfe oder Auflösung anbelangt? Zu einem grossen Teil liegt es an den rund 20x kleineren Sensoren. Das bedeutet nämlich, du musst dein Handybild rund 20x vergrössern, um nur schon dorthin zu gelangen, wo die Sensorgrösse der Fotokamera liegt. Und gerade dieser Vergrösserungsfaktor killt eigentlich jedes Handybild.
Bilder wie oben lassen sich mit einem Handy nur in der Werbung produzieren. Die Vögel (übrigens kein Fake sondern ein echtest Paar) wurden mit einer D500 und einem 400mm aufgenommen.
1. Kleine Sensorgröße
- Smartphone-Kameras haben im Vergleich zu DSLRs oder spiegellosen Kameras sehr kleine Sensoren.
- Kleinere Sensoren erfassen weniger Licht, was zu Bildrauschen führt, insbesondere bei schlechten Lichtverhältnissen.
- Kleine Sensoren benötigen eine viel stärkere Vergrösserung.
2. Starke Software-Nachbearbeitung
- Handys nutzen aggressive Algorithmen zur Rauschreduzierung, Schärfung und HDR-Verarbeitung.
- Diese Nachbearbeitung kann zu unnatürlichen Farben oder Detailverlust führen.
- Die Algorithmen generieren nicht reproduzierbare Zufallsbilder.
3. Eingeschränkte Optik
- Smartphone-Kameras haben kleine Linsen, oft aus Kunststoff.
- Das kann zu Verzerrungen, chromatischer Aberration (Farbsäumen) oder Unschärfe an den Bildrändern führen.
- In Handys gibt es keinen Platz für qualitativ hochstehende Linsen. Farbfehler werden oft mit Softwarelösungen korrigiert.
4. Digitaler Zoom statt optischer Zoom
- Viele Smartphones verwenden digitalen Zoom, der das Bild lediglich vergrößert und zuschneidet.
- Dadurch geht Bildqualität verloren, und das Foto wirkt pixelig oder unscharf.
- Digitale Zooms sind bei Handys das Todesurteil für jedes Bild. Letzlich bedeutet dies nur eine stärkere Vergrösserung.
5. Schwierigkeiten bei schlechten Lichtverhältnissen
- Ohne große Blendenöffnungen gelangt weniger Licht auf den Sensor.
- Nachtaufnahmen haben oft starkes Bildrauschen oder werden von der Software zu stark geglättet.
6. Längere Belichtungszeiten und Bewegungsunschärfe
- Bei wenig Licht verlängert das Handy automatisch die Belichtungszeit.
- Ohne eine sehr ruhige Hand oder ein Stativ können die Bilder verwackeln.
7. Automatische Anpassungen von Farben und Belichtung
- Smartphones treffen selbstständig Entscheidungen über Weißabgleich, Belichtung und Farben.
- Das kann in manchen Situationen unnatürlich oder übertrieben wirken.
- Wer Fotografieren will, der sollte dies mit einer Fotokamera tun und nicht mit einem Telefon mit Linse.
8. Betrachtungswinkel der Bilder
- Wer seine Handybilder auf dem Handy betrachtet, wird jetzt über diesen Text verärgert sein. Denn dort sehen die Bilder ja passabel bis gut aus. Um auf einem Handy Bildschirm passabel zu erscheinen, braucht es aber auch wenig. Der Screen ist zu klein, um Mängel sichtbar zu machen. Wer die Resultate auf einem Desktop anschaut, wird bereits fleissig die “delete” Taste brauchen. Denn hierfür reicht die Qualität schlicht nicht. In beiden Fällen werden 72dpi benötigt. Wer aber gar ein 300dpi Bild ausdrucken will, der sollte sein Geld eher in die Anschaffung einer Kamera (ohne) integriertes Telefon investieren.
Ich werde immer wieder gefragt, welches Handy am Besten geeignet ist, um zu fotografieren. Ganz klar keines. Aber zum Knippsen reicht es allemal. Hier noch einmal zur Verdeutlichung die Sensorgrössen. Bereits ab APS-C stösst man in der Fotografie an Grenzen. Alles was darunter ist taugt nur in Ausnahmefällen für die Fotografie. Ein iPhone liegt bei ca. 1/2,6″. Da helfen auch keine 50MP.

Was kann man tun, um doch einigermassen brauchbare Bilder zu kriegen?
✔ Lichtquellen nutzen: Tageslicht oder zusätzliche Beleuchtung helfen enorm.
✔ Manuelle Kamera-Apps verwenden: Mehr Kontrolle über Belichtung und Fokus.
✔ Optischen Zoom statt digitalen Zoom nutzen: Falls mehrere Linsen vorhanden sind.
✔ RAW-Fotos aufnehmen: Für eine bessere Nachbearbeitung.
✔ Handy ruhig halten oder ein Stativ verwenden: Reduziert Verwacklungen, besonders bei Nacht.
Ein kleines Detail:
Sucht man auf Google nach der Sensorgrösse von einem iPhone, so erhält man folgende Informationen:
So verwenden das iPhone 16 und das iPhone 16 Plus wie beim iPhone 15 einen Sensor mit 48 Megapixeln, die jeweils eine Größe von 1 μm haben (Apple gibt 2 μm für die Quadpixel, also vier kombinierte Pixel an), sowie eine Linse mit 26 mm Brennweite und einer Blende von ƒ/1.6.
Das klingt nach wahnsinnig gut. Das iPhone hat mehr Pixel als eine 24MP Profi-Digitalkamera… Dem sagt man Marketing. Die 24MP Kamera wird immer bessere Bilder liefern als das beste 50MP Handy. Immer!