Wasser zählt zu den faszinierendsten Motiven in der Fotografie. Es spiegelt, fliesst, spritzt, verdampft – und bietet unendliche kreative Möglichkeiten. Doch gerade diese Vielfalt kann eine Herausforderung darstellen. Mit den richtigen Techniken und etwas Geduld gelingen jedoch beeindruckende Aufnahmen.

Mein Equipment:
Vollformat Nikon, 85mm 1.4, 135mm, 1.8, 180-600mm, div. Graufilter, Dreibeinstativ

Hier findest du bewährte Tipps, wie du Wasser gekonnt fotografierst – von Langzeitbelichtungen bis hin zu spritzigen Details.

1. Wahl des richtigen Zeitpunkts

  • Goldene Stunde nutzen: Frühmorgens oder abends sorgt das weiche Licht für stimmungsvolle Reflexionen.
  • Wetter einbeziehen: Nebel, Regen oder dramatische Wolken können ein einfaches Gewässer in ein märchenhaftes Motiv verwandeln.

2. Langzeitbelichtung für fliessendes Wasser

Eine der beliebtesten Techniken ist die Langzeitbelichtung, um Wasser weich und „seidenglatt“ wirken zu lassen – besonders bei Flüssen oder Wasserfällen.

Was du brauchst:

  • Stativ: Unverzichtbar, um Verwacklungen zu vermeiden.
  • ND-Filter (Neutraldichtefilter): Reduziert das einfallende Licht, damit du auch bei Tageslicht lange belichten kannst.
  • Fernauslöser oder Selbstauslöser: Vermeidet Verwacklungen beim Auslösen.

Tipp zur Belichtungszeit:

  • 0.5 bis 2 Sekunden: Leicht fliessender Effekt.
  • 5 bis 30 Sekunden: Seidige, surreal wirkende Wasserflächen.
Herreninsel, Z9, 135mm, 1/6400s, ISO200, f2.0
Herreninsel, Z9, 135mm, 1/6400s, ISO200, f2.0

3. Kurze Belichtungszeiten für spritzige Details

Willst du Wassertropfen oder spritzendes Wasser „einfrieren“, brauchst du das genaue Gegenteil: sehr kurze Belichtungszeiten (z. B. 1/1000 s oder kürzer).

Ideal bei:

  • Brechenden Wellen
  • Regentropfen
  • Wasserspielen oder Brunnen

4. Spiegelungen kreativ nutzen

Ruhige Wasserflächen bieten perfekte Spiegelungen, die Symmetrie und Tiefe ins Bild bringen.

Achte auf:

  • Windstille: Je ruhiger das Wasser, desto klarer die Spiegelung.
  • Polarisationsfilter: Reduziert Reflexionen, kann aber auch unerwünschte Spiegelungen verschwinden lassen – also gezielt einsetzen.
  • Perspektive: Geh in die Hocke oder fotografiere von leicht oberhalb für maximalen Effekt.

5. Komposition & Perspektive

  • Vordergrund einbauen: Ein Stein, Ast oder Boot gibt dem Bild Tiefe.
  • Führende Linien: Flussläufe oder Küstenlinien lenken den Blick ins Bild.
  • Goldener Schnitt / Drittelregel: Bewährte Regeln für harmonische Komposition.

6. Wasser unter besonderen Bedingungen

a) Eis & gefrorenes Wasser

  • Spiele mit Texturen und Licht.
  • Makrofotografie kann Eiskristalle eindrucksvoll zeigen.

b) Unterwasserfotografie

  • Verwende wasserdichte Gehäuse oder Actioncams.
  • Achte auf gutes Licht, da es unter Wasser schnell dunkel wird.

7. Nachbearbeitung nicht vergessen

In der Bildbearbeitung kannst du:

  • Kontraste und Farben anpassen.
  • Überbelichtete Stellen im Wasser korrigieren.
  • Dunst entfernen oder gezielt hinzufügen (z. B. in Lightroom oder Photoshop).

8. Experimentieren im Studio

Eine komplett neue Welt tut sich auf bei der Wasserfotografie im Studio. Seien es Wassertropfen, Spiegelungen, Farbeffekte oder Brechungseffekte. Im Studio hast du unbegrenzte Möglichkeiten. Entscheidend ist sicher, dass du genau weisst was du willst. Blitzlicht mit Farbfilter, ein Tropfenautomat, viel Plastik sind unabdingbar, damit du deinen Plan umsetzen kannst.

Fazit

Wasser zu fotografieren ist eine kreative Herausforderung, aber auch eine grosse Chance, mit Licht und Bewegung zu spielen. Ob als spiegelglatter See bei Sonnenuntergang oder als tobende Brandung in Schwarz-Weiss – mit Geduld, dem richtigen Equipment und einem geschulten Auge gelingen dir beeindruckende Aufnahmen.


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