Inhalt:

– verschiedene Arten von Nacht- bzw. Astroaufnahmen
– die Ausrüstung
– Planung
– die Aufnahme
– die Nachbearbeitung

Astrofotografie ist eine Fotodisziplin für Menschen mit viel Geduld, Enthusiasmus und warmen Kleidern. Wie eigentlich immer in der Fotografie ist die Erfahrung sehr wichtig. Und Erfahrung heisst üben, ausprobieren, scheitern und weitermachen. So wirst auch du immer besser.

Es gibt verschiedene Arten von Nacht- bzw. Astroaufnahmen.

1 Polarsternfotografie mit Langzeitbelichtungen

Hier gilt es den Polarstern zu finden, ein gutes Bild zu gestalten und dann einfach lange zu belichten. Ab ca. 15 Minuten werden die konzentrischen Kreise sichtbar. Ich empfehle dabei aber unbedingt eine halbe bis eine ganze Stunde zu belichten.

2 Fotografie der Milchstrasse

Brienzerrothorn von Obwalden aus.

Die Königsdisziplin. Die Milchstrasse erfordert wohl am meisten Erfahrung und Planung. Idealer Zeitpunkt die Milchstrasse zu erwischen ist zwischen Februar bis Oktober. Um die Milchstrasse zu fotografieren sollte eine möglichst geringe Lichtverschmutzung in Richtung NE bis SW vorhanden sein. Mit einigen Tricks lässt sich die Milchstrasse aber auch bei mittlerer Lichtverschmutzung erwischen. Aber die Qualität ist nie dieselbe.


3 Deepskyfotografie

Meine erste Deepsky Aufnahme aus dem eigenen Garten: M42 mit der Z6 und dem 400mm von Nikkor, 183 x 1s Aufnahmen kombiniert bei 4000 ISO

Als Deepsky bezeichnet man Objekte ausserhalb unserm Sonnensystem. Mit der grösseren Distanz zu den Objekten werden auch die fotografischen Probleme nicht gerade kleiner.

4 Nachführsysteme

Milchstasse Fisheye Nachführung

Milchstrasse mit Nachführung und einem Fisheye 16mm aufgenommen

Bei langen Belichtungzeiten hat man das Problem der Sternenbewegungen. Die Erde dreht sich bekantlich 365 Tage in 24 Stunden um ihre eigene Achse. Somit ist die Belichtungszeit stark begrenzt, wenn man keine unscharfen Sterne abbilden will. Nachführsysteme ermöglichen sehr lange Belichtungszeiten. Das Nachführsystem gleicht die Erdrotation aus. Das führt aber dazu, dass der Vordergrund verwischt wird. So wie oben abgebildet. Auch hier gibt es Tipps und Tricks.

5 Fun Aufnahmen

Light Power

Auch für sowas muss Zeit sein.

6 Timelaps

Heute lassen sich Timelapsaufnahmen relativ einfach realisieren. Mit sogenannten Zeitrafferaufnahmen bringt man Bewegung ins Bild. Auch hier ist Erfahrung und Geduld gefragt.

Im Folgenden werde ich auf die einzelnen Arten der Fotografie detaillierter eingehen.

Die Ausrüstung

Bei der Wahl der Ausrüstung ist jeder zusätzlich investierte Franken gut investiertes Geld. Da wir hier über Aufnahme bei wenig Licht sprechen sind also Geräte gefragt, welche damit gut umgehen können:

  • neueste Kameras: haben in den meisten Fällen ein wesentlich geringeres Bildrauschen bei hohen Empfindlichkeiten und zeigen auch bessere Farbechtheit.
  • Lichtstarke Objektive: Hier ist alles was unterhalb der grössten Blendenöffnung 1:2,8 besser. Mit 2,8 kann man arbeiten, ab 3,5 wird es schon schwierig.
  • Autofokus: bringt hier nur Gewicht mit und muss sowieso abgeschaltet werden.
  • Stative: je leichter desto windanfälliger. Wenn Carbon, dann also mit Gewicht beschweren.

1 Die Kamera

Die Sterne halten leider nicht still. Sie sind dauernd in Bewegung. Es gibt also eine maximale Belichtungszeit. Danach werden die Sterne zu unscharfen Punkte oder gar zu Strichen. Dazu gibt es verschiedene Faustregeln zur Berechnung. In den meisten Fällen sind diese Faustregeln jedoch mit Vorsicht zu geniessen. Diese Faustregeln zielen auf eine mittlere Vergrösserung und eine mittlere Betrachtungsdistanz ab. Es ist allerdings ein wesentlicher Unterschied, ob die Bilder auf dem Handy und Instagram angeschaut werden oder auf 2m aufgezogen. Das hat neben der Auflösung auch sehr viel mit dem maximal tolerierbaren Unschärfekreis zu tun. Die unschärfe wir natürlich mit der Vergrösserung auch grösser. Aus diesem einfachen Grund sollte man schon vor der Aufnahme überlegen, wozu das Bild benötigt wird, bzw. wie gross es denn letztlich gezeigt werden soll.

Eine Richtgrösse ist: 500 / (Cropfaktor der Kamera * Brennweite)  = längste Belichtungszeit

Der Cropfaktor ist 1 bei einer Vollformat Kleinbildkamera. Wird der Sensor kleiner, so erhöht sich der Cropfaktor und die längste Belichtungszeit wird stark reduziert. Fotografierst du mit Mittelformat, dann wird die längste Belichtungszeit grösser (aber die Lichtstärke der Objektive wird problematischer…)

Auf der sicheren Seite bist du also mit einer Spiegelreflex oder Spiegellosen Vollformatkamera mit dem Cropfaktor 1.

Dazu hier eine nicht abschliessende Auflistung:

Nikon Canon Sony
Z9, Z7″, Z7, Z6″, Z6 R5, R3, EOS alpha 7, 9
D6, D850, D780, D750 EOS 6D, 5D alpha 7c

Die wohl am häufigsten gestellt Frage, welche Kamera ist die Beste, lässt sich ganz einfach beantworten: Deine! Damit musst du arbeiten und die Diskussion, ob es eine Bessere gibt erübrigt sich. Es sei denn, du kaufst dir jedes Jahr eine neue und wechselst von einer Marke zur anderen. Merke Fehler macht der Fotograf – nicht die Kamera.

Ich selber fotografiere seit über 40 Jahren im Kleinbild-Vollformatbereich mit dem besten System der Welt, mit Nikon. (smile) Ich besitze allerdings auch APS-C Kameras wie z.B. die D500. Von APS-C rate ich alledings in der Astrofotografie dringend ab.

Wichtige Anforderungen an die Kamera:
– CMOS Vollformat-Sensor (APS-C hat Cropfaktor 1,5)
– Wechselobjektive
– manuell bedienbar (M)
– Autofokus abschaltbar
– Stativanschluss
– einfache Bedienung (denn meistens ist es ziemlich dunkel)

Wichtige Anforderungen an die Objektive:

Was ist eigentlich ... die Austrittspupille? - Abenteuer Astronomie
Lichtstärke: Unter Lichtstärke versteht man das Verhältnis zwischen der Apertur und der Brennweite. In der Astrofotografie ist alles was besser ist als Blende 2,8 akzeptabel, unter Blende 2 ist sehr gut. Bedenkt man, dass Vignetierung und Farbfehler bei gänzlich offener Blende oft stärker werden, so sollte man im Idealfall noch eine Blende ablenden können. Leider sind Lichtstarke Objektive auf Grund der höheren Produktionsaufwände nicht gerade billig.
-wechselbar
-eher Weitwinkel (12 – 20mm oder Fisheye)
-manuell fokussierbar
-Zoom-Objektive sind lichtschwächer und schwerer – also eher Festbrennweiten.

Kauftipp:

  • 12-24mm / 2,8: gibts von verchiedenen Anbietern (Nikon, Canon, Sigma, Sony) ab ca. 1500.-
  • 14mm / 1,8: Sigma, Sony ab ca. CHF 1300.-
  • 14mm / 2.0: Samyang um CHF 300.- (APS-C)

Was nehme ich meistens mit:

  • Nikor Fish-Eye 16mm / 2,8
  • Nikon 12-24mm / 2,8
  • Sigma 12mm / 1,8
  • Nikor 35mm / 2,0
  • Nikor 85mm / 1,4

 

Stative / Köpfe
– schwer bei Zufahrt mit Auto
– leicht bei Rucksacktransport (z.B. Carbon)
– Kugelkopf (360°) Ich arbeite mit Manfrotto.

-> Tipp: achte darauf, dass alle Köpfe die gleichen Kameraanschlusssyteme haben. Das erleichtert das wechseln der Kameras ungemein.

Fortsetzung folgt..

 

 

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